Obwohl Berufe hinsichtlich ihres Prestiges von den meisten Menschen ähnlich eingeschätzt werden, bilden sich dennoch unterschiedliche Berufspräferenzen aus. Diese Unterschiede können, wie wir im Folgenden aufzeigen, auf „soziale Determinanten“, verstanden als individuelle Akteurmerkmale, die in sozialen Prozessen wirksam sind und von sozialen Strukturen gerahmt werden, zurückgeführt werden. So wird der Spielraum, über den Menschen an diesen Übergängen verfügen, wesentlich durch ihre soziale Herkunft, ihr Geschlecht und durch erworbene (soziale) Kompetenzen beeinflusst. Auf diese Weise wird die potenzielle Freiheit der Berufslaufbahn begrenzt. Die Grenzziehungen verlaufen dabei, je nach theoretischer Konzeption von „Berufswahl“, unterschiedlich und modellieren diese dem entsprechend als verschieden stark von sozialstrukturellen und sozial relevanten Persönlichkeitsmerkmalen determiniert. So wird zum einen hervorgehoben, dass Berufswahlentscheidungen das Ergebnis erfahrungsbiographisch erworbener Kenntnisse über und Einsichten in berufliche Felder sind, zum anderen wird vor allem die Kapitalausstattung der Akteure, also der ökonomische, soziale und kulturelle Background, als Determinante für die Berufswahl angeführt.
Um die unterschiedlichen Einschätzungen von Berufswahldeterminanten zu skizzieren, stellen wir nachfolgend drei Ansätze vor: die Berufswahltheorie Gottfredsons, die Theorie rationaler Bildungsentscheidungen von Boudon und die Theorie der Habitusgenese von Bourdieu. Dabei konzentrieren wir uns auf die Frage, welche sozialen Determinanten von den einzelnen Autoren1 angeführt werden und wie deren Einfluss auf die Berufswahl modelliert und begründet wird. Abschließend diskutieren wir mit Blick auf empirische Befunde, inwieweit sich aus einer Kombination der vorgestellten Ansätze ein theoretisch und empirisch begründeter Interpretationsrahmen für die soziale Determiniertheit von Berufswahlentscheidungen herleiten lässt.
27
Feb
2013