In den letzten Jahren scheinen sich sowohl die Ansprüche an die Promotion als auch die Struktur des Promotionsprozesses selbst geändert zu haben. Dieser Eindruck drängt sich bei der Betrachtung der entsprechenden Debatten auf, wird dort doch von den Problemen der Individualpromotion und den Vorteilen der strukturierten Promotion berichtet (Hauss 2006; Mersch, van Bebber 2010). Ein Aspekt, der hier besonders hervorsticht, ist das Betreuungsverhältnis. Allgemein wird hier zwischen dem Meister-Schüler-Modell der Individualpromotion und einem Vertragsmodell der Betreuung und der Einbindung in größere Forschungs- und Lehrzusammenhänge unterschieden.
Wir werden uns im Folgenden mit der Frage beschäftigen, wie sich das Betreuungsverhältnis in strukturierten Promotionsprogrammen darstellt. Für eine differenzierte Beschreibung werden wir zwischen strukturellen und individuellen Aspekten der Betreuung unterscheiden. Mit strukturellen Aspekten meinen wir alles, was sich in Satzungen, Beschlüssen, Curricula und Ähnlichem wiederfindet. Die individuellen Aspekte beziehen sich demgegenüber auf die nicht formalisierten Bereiche der Betreuung, die sich aus dem persönlichen Zusammenspiel der Beteiligten ergeben. Weiterhin wollen wir das Betreuungsverhältnis danach beurteilen, wie viel Unterstützung es den Promovierenden einerseits bietet und wie viel Selbstverantwortung es andererseits von ihnen fordert.